Stolpersteine in Potsdam

„Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn nicht mehr an seinen Namen erinnert wird“

Talmud- und Leitspruch des Kölner Künstlers Gunter Demnig

Es ist ein ganz besonderes Projekt, das in den 1990er Jahren in Köln begann und zum größten dezentralen Gedenkprojekt Europas heranwuchs: Die Stolpersteine.

Vom Kölner Künstler Gunter Demnig initiiert, wurden bislang circa 80.000 Steine in ganz Europa verlegt, viele davon persönlich vom Künstler. Die zehn mal zehn Zentimeter großen Betonwürfel enthalten eine Messingtafel mit den Namen und Lebensdaten der Opfer des Nationalsozialismus. Mit den einleitenden Worten auf der Tafel „Hier wohnte…“ verweisen die Steine auf den letzten selbstgewählten Wohnort der einst verfolgten und ermordeten Menschen und stellen eine Verbindung von Person und Ort her. Sie erinnern an den Verlust jüdischen Lebens.

Stolpersteinverlegung 2009: Zeitzeugin Erika Siekemeier, Gunter Demnig und Oberbürgermeister Jann Jakobs. Foto: Potsdam Museum

Potsdam beteiligt sich an diesem einzigartigen Projekt seit 2008. Mittlerweile sind 40 Stolpersteine im ganzen Stadtraum verlegt worden. Weitere werden geplant und verlegt.
Zu jedem Stolperstein wird der Lebensweg des Menschen recherchiert, an den erinnert wird. Schülerinnen und Schüler bzw. junge Erwachsene, begleitet von Fachleuten und Engagierten, rekonstruieren den Lebens- und Leidensweg der Menschen. Sie forschen in Archiven und Bibliotheken, durchsuchen das Internet, ermitteln Nachfahren und beschäftigen sich mit der Verfolgung und Vernichtung der Menschen jüdischer Herkunft in ihrer Stadt.
Zu jeder Stolpersteinverlegung gibt es eine oft sehr emotionale Veranstaltung.

Broschüre Stolpersteine in Potsdam

Josefine war 17 Jahre alt, als sie an den Recherchen zu einem Stolperstein in Potsdam mitwirkte und selbständig Führungen zu den Stolpersteinen initiierte:

„Meine Motivation für dieses Projekt ist gewachsen, seit ich zu Nachfahren der deportierten Juden enge, persönliche Beziehungen aufgebaut habe und erfahren konnte, wie wichtig ihnen diese Führungen sind. Ich habe jetzt schon oft Schüler aus Israel und Deutschland zu den Stolpersteinen geführt und stets zeigten sie großes Interesse für das jüdische Leben in Potsdam.
Das Weiterführen des Projektes und die Präsentation unserer Erfahrungen bedeuten mir sehr viel.“

Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, Pete Heuer, und Co-Vorsitzende der SPD-Fraktion Potsdam, Sarah Zalfen, putzen einen Stolperstein. Foto: SPD-Ortsverein Potsdam

Text: Tobias Büloff
Weitere Informationen: https://www.potsdam.de/stolpersteine-potsdam