Stolpersteine in Brandenburg – Website und Datenbank

Beim Gang über die Straßen sind sie kaum zu übersehen: Stolpersteine. Sie erinnern an all jene, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Am letzten frei gewählten Wohnort machen sie tagtäglich auf die Schicksale dieser Menschen aufmerksam. Auf einer kleinen, auf einem Betonquader angebrachten, Messingplatte stehen die Namen, die Lebensdaten und die Orte, an die die Menschen deportiert wurden oder an die sie geflohen sind. Der Künstler Gunter Demnig hat das Stolperstein-Projekt im Jahr 1992 ins Leben gerufen und damit das weltweit größte dezentrale Mahnmal mit über 80.000 Steinen geschaffen.

Inzwischen erinnern in manchen Ländern Adaptionen der Stolpersteine auch an politische Verfolgung und Gewalt, die nicht durch den Nationalsozialismus verursacht wurden. In der Bundesrepublik und in den von Deutschland in den Jahren 1939 bis 1945 besetzten Gebieten in Europa ist die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aber weiterhin der zentrale Bezugspunkt.

Hier in Brandenburg wurden in den letzten 28 Jahren über 1.100 dieser Steine verlegt. Sie erinnern an die Verfolgten, die Entrechteten, die Ermordeten, die Geflohenen und die Überlebenden. Unter ihnen finden sich zahlreiche Menschen, die in der T4-Tötungsanstalt Brandenburg/Havel im Rahmen der „Euthanasie“-Aktion ermordet worden waren. Die vielfältigen jüdischen Biografien reichen von der Beeskower Kaufhausbesitzerin Rosa Warschauer über die Potsdamer Vorsitzende des israelitischen Frauenvereins Anna Zielenziger bis hin zu der Sozialpädagogin und Gründerin des jüdischen Kinder- und Landschulheims Caputh Gertrud Feiertag.

Stolperstein für die einstige Kaufhausbesitzerin Rosa Warschauer (1890-1943) in Beeskow. Foto: Aktionsbündnis Brandenburg

Neben den unterschiedlichen jüdischen Lebensgeschichten erinnern in Brandenburg einige Steine auch an nichtjüdische Widerstandskämpfer_innen, wie den Kommunisten Paul Hinze, das Ehepaar Gersinski aus Velten oder Harro Schulze-Boysen, Mitglied der „Roten Kapelle“. Erforscht und ermöglicht wurde all das von Ortschronist_innen, Heimatvereinen, Schulklassen, Initiativen oder auch Einzelpersonen. Dank dieses lokalen Engagements gibt es Orte, in denen für all jene, die fliehen mussten oder ermordet wurden, bereits ein Stein verlegt wurde. Dennoch gibt es auch Gemeinden, in denen noch niemand die oft aufwendige Recherche angegangen ist.

Das landesweite Aktionsbündnis Brandenburg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit sammelte über einen Zeitraum von zwei Jahren mit Hilfe studentischer Mitarbeiter_innen die im Bundesland Brandenburg verlegten Stolpersteine in einer Datenbank. In dieser können Forschende, Angehörige und Interessierte recherchieren. Dort finden sich Fotos, ergänzende biografische Angaben, Informationen zur Finanzierung und Initiierung der verlegten Stolpersteine sowie weiterführende Literaturhinweise und Presseartikel.

Im Dezember 2020 folgte dann die Veröffentlichung einer eigene Website in deutscher, englischer und hebräischer Sprache, die die verlegten Steine auf einer digitalen Karte abbildet und sie in einer praktischen, durchsuchbaren Listenansicht zusammenfasst. Auf der Homepage finden die Besucher_innen außerdem Hintergrundartikel zur jüdischen Geschichte Brandenburgs und Hinweise, wie sie selbst zu jüdischen Personen und Menschen anderer Verfolgtengruppen in ihrer Umgebung recherchieren können. Mit den gesammelten Informationen können die Nutzer_innen eine Stolpersteinverlegung anstoßen und damit einen wichtigen Teil zur Erinnerungsarbeit in Brandenburg beitragen. Für das Jahr 2021 sind weitere Verlegungen geplant, unter anderem in Dallgow, Nauen und Michendorf.

Video vom Launch der Website „Stolpersteine Brandenburg“ im Jahr 2020

Emanuel Neumann für das Stolperstein-Projekt im Aktionsbündniss Brandenburg

Homepage: stolpersteine-brandenburg.de