Jüdische Friedhöfe in Brandenburg

Auf dem Territorium des heutigen Landes Brandenburg befinden sich 63 jüdische Friedhöfe in 60 Ortschaften; im zur Republik Polen gehörenden historischen Ost-Brandenburg ist deren Zahl fast genauso hoch. Sie sind verwaist und vielerorts das einzig noch sichtbare Zeugnis der in der NS-Zeit vernichteten jüdischen Gemeinden, die seit dem ausgehenden 17. Jh. in der Region inmitten einer nichtjüdischen Umwelt entstanden waren. Und sie berichten vom Lebenszyklus und Denken ihrer einzelnen Mitglieder.

Anders als kommunale oder christliche Friedhöfe wurden die jüdischen Begräbnisorte entsprechend der Religionsgesetze auf Ewigkeit angelegt. Daher stellen sie heute eine einzigartige sozialhistorische Quelle dar. So lassen sich aus ihrer materiellen Beschaffenheit und Gestalt künstlerische, genealogische, kulturelle oder soziale Zusammenhänge und Entwicklungen erschließen. Darüber hinaus bergen sie Informationen über die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des jeweiligen Ortes, lassen deutsch-jüdische Beziehungen auf der Lokal- und Regionalebene konkret werden. Schließlich sind die jüdischen Friedhöfe bis heute Ausdruck des Umgangs der Gesamtgesellschaft mit dem sepulkralen Kulturerbe einer religiösen Minderheit.

  • Ein Ausschnitt des Jüdischen Friedhofes in Wriezen. Foto: Anke Geißler-Grünberg

Die Größe dieser Friedhöfe sowie ihr Zustand können unterschiedlicher nicht sein. Sie sind heute überbaut oder de facto unkenntlich, werden mühevoll gepflegt oder verharren im Dornröschen-Schlaf. 39 „Gute Orte“ haben kein einziges Grabmal mehr, auf drei Begräbnisplätzen findet sich lediglich ein Gedenkstein. Insgesamt 37 jüdische Friedhöfe stehen laut Brandenburgischem Landesdenkmalamt unter Denkmalschutz. Das damit bekundete öffentliche Interesse an ihrem Erhalt umfasst neben den Grabanlagen auch Friedhofsbauten wie Mauern, Feierhallen oder Gärtnerhäuschen sowie Wegesysteme und Pflanzungen.

Dennoch schreitet der materielle Zerfall der Gesteine aufgrund witterungsbedingter Prozesse unaufhaltsam voran. Deshalb ist es umso dringlicher, vor allem die Grabsteine mit ihren Inschriften und Gestaltungsmerkmalen schnell und umfassend zu dokumentieren. Hierzu entstand eine Datenbank, die bereits gewonnene Erkenntnisse öffentlich macht:
Jüdische Friedhöfe in Brandenburg. Online-Datenbank: https://www.uni-potsdam.de/de/juedische-friedhoefe/index

Eine Einführung ins Thema bietet: Brandenburgikon. Landesgeschichte online: http://www.brandenburgikon.net/index.php/de/sachlexikon/juedische-friedhoefe

Anke Geißler-Grünberg