Das Institut für Neue Soziale Plastik e. V. und das Projekt „Chasak!“

Das Institut für Neue Soziale Plastik e. V. wurde 2015 von einer Gruppe Künstler*innen und Referent*innen aus der politisch-historischen Bildungsarbeit gegründet. Der Verein entwickelt künstlerische Projekte zu historischen und politischen Themen und versteht seine Arbeit als Beitrag zur Entwicklung demokratischer Kultur. In den einzelnen Projekten sind in den letzten Jahren Performances, Publikationen, Spiele und Ausstellungen entstanden, in der Regel partizipativ und in Kooperation mit vielen unterschiedlichen Partner*innen. Inhaltlicher Fokus des Vereins ist die Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Formen des Antisemitismus.

So arbeitet das Projekt „Chasak! Gegen Antisemitismus im ländlichen Raum“ mit Mitteln kultureller und historischer Bildung mit unterschiedlichen Jugendgruppen zusammen. »Chasak« (hebräisch: sei stark!) lautete eine Grußformel innerhalb der zionistischen Bewegung. Die zionistische Bewegung bildete sich Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf den wachsenden Antisemitismus in Europa; sie arbeitete auf die Gründung eines jüdischen Staats in Palästina hin. Die Leitungen der Brandenburger zionistischen Gruppen und Hachschara-Ausbildungszentren unterschrieben ihre Briefe oft mit „Chasak!“ – es handelt sich also nicht nur um einen zionistischen, sondern auch um einen Brandenburger Gruß.

„Chasak!“ thematisiert die Brandenburger  Hachschara-Bewegung1Das hebräische Wort Hachschara – Mehrzahl: Hachscharot – bedeutet »Tauglichmachung, Vorbereitung«. Es bezeichnet Einrichtungen, in denen sich junge Juden und Jüd*innen auf ihre Einwanderung nach Erez Israel (das Land Israel/Palästina) vorbereiteten., die Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR, aber auch die Einwanderungsgeschichte von Jüdinnen und Juden aus der Sowjetunion seit 1990. Damit werden Blickwinkel auf lokale Geschichte eröffnet, die jungen Menschen manchmal unbekannt sind.

Jüdische Perspektiven, Erfahrungen und Widerständigkeiten sind konsequenter Ausgangspunkt des Projekts. Indem jüdische Erfahrungen, historische wie aktuelle, auch als vielfältige emanzipative Geschichte erzählt werden, können empowernde Perspektiven auf Diskriminierungserfahrungen entwickelt werden

Jugendlichen und jungen Menschen werden in handwerklichen, künstlerischen oder auch historisch-politischen Workshops Wege aufgezeigt, Antisemitismus neue Narrative entgegenzusetzen – anstatt ihn nur defensiv und theoretisch zu entkräften. Durch die Workshops entsteht u.a. eine Ausstellung, die 2022 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eröffnet werden soll.

Widerständige_Beziehungen, Performance des Institut für Neue Soziale Plastik vor der Mahn- & Gedenkstätte Ravensbrück, 2017. Foto: Etienne Girardet

Zum Team und Netzwerk von „Chasak!“ gehören Historiker*innen, politische Bildner*innen, ein Bühnenbildner, ein Regisseur, eine Dramaturgin, eine Autorin, eine Sängerin, bildende Künstler*innen und Performer*innen. Da das Projekt selbst mit kulturellen und künstlerischen Mitteln arbeitet, thematisiert es auch Antisemitismus in Kunst und Kultur. Hierzu erscheint 2021 in Zusammenarbeit mit verschiedenen jüdischen Künstler*innen und Autor*innen eine Publikation, die sich an Künstler*innen und Kulturschaffende richtet.

Kontakt: Stella Hindemith, Benno Plassmann
Institut für Neue Soziale Plastik e.V. im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum
Dortustr. 46, 14467 Potsdam
Hompage: neue-soziale-plastik.org